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Grundbedürfnis gerettet!

Wie Biogasanlagen mit angeschlossener Toilette das Leben von Frauen in Indien lebenswerter machen.

Viel trinken ist wichtig, wird uns schon als Kind gelehrt. Rechtzeitig auf Toilette zu gehen – ist für uns ebenfalls selbstverständlich. Von sanitären Anlagen können arme Familien im südindischen Bundesstaat Karnataka nur träumen. Nur rund die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu Toiletten, wobei viele Toiletten gar nicht genutzt werden. Es ist relativ einfach, Toiletten zu bauen,sie werden aber nicht genutzt, da die Leerung der Gruben, d.h. der Kontakt mit Fäkalien, im Kastensystem Aufgabe der sozial stigmatisierten Dalits („Unberührbaren“) ist. Aus Mangel an Toiletten bzw. durch Nichtnutzung sind die Dörfer verschmutzt und mit Krankheitserregern kontaminiert. Keinen Zugang zu Toiletten haben – darunter leiden besonders die Frauen: Sie verrichten ihre Notdurft vor allem nachts in den umliegenden Feldern. Dabei riskieren sie Schlangenbisse oder Übergriffe von Männern. Tagsüber halten sie ihre Bedürfnisse zurück und haben auch während der Menstruation keinen geschützten Raum für Intimhygiene. In der Folge sind Unterleibs-, Blasen- und Nierenprobleme weit verbreitet.

Allein im letzten Jahr konnten durch Spenden 1.012 Biogas-Anlagen im südindischen Bundesstaat Karnataka gebaut sowie für 2023 schon weitere 209 Anlagen ermöglicht und geplant werden. Mit diesem Projekt unterstützt ANDHERI HILFE gemeinsam mit seiner Partnerorganisation SAS 1.512 ärmste Familien dabei, eine Biogasanlage angeschlossen an eine eigenen Toilette zu bauen. Elvira Greiner, 1. Vorsitzende der ANDHERI HILFE: „Damit leistet unsere Partnerorganisation vor Ort einen wichtigen Beitrag, um die Gesundheit der Menschen und ihre Einkommenssituation zu verbessern. Gleichzeitig sind der reduzierte CO2-Ausstoß und die reduzierte Waldvernichtung sehr wertvolle Bausteine zum Schutz unserer Umwelt.“ Über 6.600 Tonnen Holz jährlich können durch den Bau dieser Biogasanlagen eingespart werden. Zusätzlich wird der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 und CO2-Äquivalenten um 9.000 Tonnen reduziert.

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Auch unter ökologischen Gesichtspunkten ist diese Technologie für die Menschen in Karnataka eine Kehrtwende um 180 Grad: Bisher benötigten die Menschen in der Projektregion pro Haushalt und Tag rund sechs Kilogramm Holz zum Kochen. Holz ist hier aber Mangelware, denn nur noch 15 Prozent der Fläche sind mit Wald bedeckt. Und der Eingriff in das empfindliche Ökosystem ist verheerend: Durch das Abholzen von Bäumen kann immer weniger CO2 gebunden werden.

Die Biogasanlage mit Toilette für ärmste Menschen im südindischen Bundesstaat Karnataka hat somit gleich mehrere Vorteile: Die Menschen brauchen keine Zeit mehr aufzuwenden, kostbares Holz zu sammeln und zu verbrennen. Ihre Behausungen sind dadurch sauberer und sie atmen den beißenden Rauch nicht ein, leiden dadurch weniger an Atemwegserkrankungen. Dadurch dass die Toilette mit der Biogasanlage verbunden ist, besteht kein direkter Kontakt mit den Exkrementen.

Zudem entsteht ein Gärrest, ein wertvoller organischer Dünger und durch die Vergärung frei von Krankheitskeimen, den die Menschen auf ihren Feldern verteilen können. Durch diesen natürlichen Dünger werden die Bodenfruchtbarkeit und Pflanzengesundheit gesteigert, Pestizide können eingespart werden und der Ertrag gesteigert werden.
So ist die Errichtung einer Toilette mit Biogasanlage für jede Familie ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung ihrer Gesundheit und ihrer Einkommenssituation. Und gleichzeitig sind der reduzierte CO2-Ausstoß und die reduzierte Waldvernichtung sehr wertvolle Bausteine zum Schutz unserer Umwelt.

„Früher habe ich jeden Morgen mindestens drei Stunden mit Feuermachen und Kochen verbracht, jetzt bin ich in anderthalb Stunden fertig und kann früher arbeiten gehen“, berichtet Anandhi, eine der ärmsten Bewohnerinnen des Dorfes Santibastwad. „Da die Kochgefäße nicht mehr so stark verrußen, ist auch der Abwasch rasch erledigt. Und wir müssen nicht mehr mühsam Feuerholz heranschleppen.“ Frauen sind der Motor bei der Akzeptanz und Nachfrage von Biogasanlagen mit Toiletten, da solche Anlagen ihre größten Probleme effizient lösen.