Hallo«, ruft Schwester Raphaela den Kindern zu, denen sie vor der Tür zum Christian-Schreiber-Haus in Alt-Buchhorst begegnet. »Privet« oder »Pryvit« grüßen die Mädchen und Jungen auf Russisch oder Ukrainisch zurück. Manche antworten mit einem schüchternen »Hallo«. Die Ordensfrau umarmt einige Kinder, streicht ihnen mit der Hand übers Haar, grüßt lässig mit dem »Faustgruß«. »Na, wie geht’s euch heute?«, fragt sie. Um sie herum fragende Gesichter, die Kinder verstehen noch kein Deutsch. Die Schwester zieht ihr Smartphone aus der Jackentasche: »Die Übersetzer-App wird schon helfen!« Wenig später ist sie mit den Kids auf dem Sportplatz und spielt Fußball mit ihnen.
Dreimal pro Woche fährt Schwester Raphaela aus Berlin-Marzahn zum Christian-Schreiber-Haus in Alt-Buchhorst, einem Ort in der Gemeinde Grünheide, die durch die Fabrik des Elektroauto-Herstellers Tesla bekannt geworden ist. In dem Kinder- und Jugendbildungshaus verbringen gewöhnlich Firm- oder Erstkommuniongruppen Einkehrtage, Ministranten und andere Jugendgruppen aus dem Erzbistum Berlin nutzen das Heim am Peetzsee für Freizeiten. Zurzeit ist das Christian-Schreiber-Haus jedoch geschlossen. Seit dem Frühjahr befindet sich hier eine Notunterkunft für ukrainische Waisenkinder.
Das Bonifatiuswerk springt ein
Dass es so gekommen ist, ist einer gemeinschaftlichen Hilfsaktion katholischer Einrichtungen sowie Helferinnen und Helfern zu verdanken. Anfang März erhielt Schwester Margareta Kühn, Geschäftsführerin der Manege gGmbH im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf, den Anruf einer befreundeten Lokalpolitikerin. Es werde Unterstützung bei der Evakuierung von Waisenhäusern aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine gebraucht. »Da spürten wir, dass der Krieg auch bei uns angekommen war«, erinnert sich Schwester Margareta.